Geologie der Steiermark 1

Der Anteil an den Ostalpen

Die geologische Entwicklungsgeschichte der Steiermark lässt sich etwa 500 bis 800 Millionen Jahre zurückverfolgen. Bei einem Erdalter von etwa 4,6 Milliarden Jahren erscheint dieser Zeitraum auf den ersten Blick zwar etwas kurz, doch wenn man dazu das Auftreten der ersten Menschen vor etwa 2,5 Millionen Jahren oder das Aussterben der Saurier vor etwa 65 Millionen Jahren in Relation setzt, wird klar, wie unvorstellbar groß dieser Zeitraum ist.

Betrachtet man den Gesteinsbestand der Steiermark, lassen sich zwei Großbereiche erkennen, die am geologischen Aufbau unseres Bundeslandes beteiligt sind: Einerseits die Gesteine der Ostalpen, eines Deckengebirges, dass bei der Kollision der Afrikanischen und Europäischen Kontinentalplatte entstand und andererseits der junge Senkungsraum des Steirischen Neogenbeckens, das dem pannonischen Beckensystem zuzurechnen ist.

Der ostalpine Anteil der Steiermark lässt sich vereinfacht in drei, ursprünglich nebeneinander liegende, im Zuge der alpidischen Gebirgsbildung übereinander geschobene Deckenstockwerke gliedern. Diese werden als Oberostalpin (hangende Einheit), Mittelostalpin (mittlere Einheit) und das Unterostalpin (tiefste Einheit) bezeichnet.

Das Oberostalpin setzt sich aus zwei verschieden alten Deckengruppen zusammen. Der ältere Anteil wird von den Gesteinen der Grauwackenzone, des Grazer-, des Murauer- und des Turracher Paläozoikums gebildet. Diese Gesteinseinheiten entsprechen einem Zeitraum von etwa 450 bis 300 Millionen Jahren vor heute und zum großen Teil aus Meeresablagerungen wie die darin enthaltenen Fossilien (Korallen, Kopffüßler, Dreilapperkrebse, Seelilien etc.) belegen. Daneben treten aber auch Vulkangesteine und untergeordnet Schiefer mit versteinerten urtümlichen Landpflanzen (Baumfarne und Schachtelhalme) auf. Der schmale Streifen der Grauwackenzone, der vom Ennstal über das Palten-Liesingtal und die Eisenerzer Alpen bis in den Bereich von Maria Zell reicht, beinhaltet wichtige Lagerstätten wie den Steirischen Erzberg, aber auch Kupfer-, Magnesit- und Graphitvorkommen.

Darüber lagern die mächtigen Kalk- und Dolomit-Berge der Nördlichen Kalkalpen (z. B. Dachstein, Grimming, Gesäuseberge). Diese sind jünger als die Gesteine der Grauwackenzone (etwa 250 bis 50 Millionen Jahre vor heute). Die Gesteine der Nördlichen Kalkalpen wurden am Nordrand des tropischen Tethys-Ozean und danach am Südrand des damals neu entstehenden Penninischen Ozean abgelagert und enthalten eine Vielzahl versteinerter Meeresorganismen wie Ammoniten, Korallen, Armfüßler, Kalkalgen etc. Von besonderer wirtschaftlicher Bedeutung sind die Salz- und Gipslagerstätten des Salzkammergutes.

Mittelostalpin und Unterostalpin weisen ebenso wie das Oberostalpin eine Zweigliederung in einen alten Anteil (Grundgebirge mit einem Alter von etwa 500-300 Millionen Jahren) und eine junge im Bereich des Tethys-Ozeans entstandenen Überdeckung auf. Auf Grund von Druck und Temperatur sind die Gesteine dieser beiden Deckenstockwerke jedoch stark verändert worden („Metamorphose“). Fossilien haben sich hier nur in extremen Ausnahmefällen im jungen Deckgebirge erhalten. Das Mittelostalpine Deckenstockwerk baut die Gebirgszüge von Koralm, Gleinalm und Rennfeld, die Seetaler Alpen, die Schladminger Tauern, die Wölzer Tauern und den Troiseck-Floning-Zug auf. Das Unterostalpin hat in der Steiermark eine wesentlich geringere Verbreitung (Fischbacher Alpen, Semmering und Wechsel aber auch in den Rottenmanner Tauern). Typische Gesteine des Mittel- und Unterostalpins sind z. B. Gneise, Marmore, Glimmerschiefer Amphibolite und Quarzite.

Abb1

Abb. 1: Der Steirische Erzberg und der Pfaffenstein bei Eisenerz. Der Schroffe Gipfelaufbau des Pfaffenstein gehört zu den Nördlichen Kalkalpen, während die bewaldeten Hänge und der Erzberg der unterlagernden Grauwackenzone zuzuordnen sind.

Abb2

Abb. 2: Leoben mit Mugel und Fensteralm. Blick aus der Grauwackenzone nach Süden ins Mittelostalpin.

Abb3

Abb. 3: Vereinfachte geologische Karte der Steiermark

Abb4

Abb. 4: Die Diskordanz am Polster bei Vordernberg als Grenze zwischen Grauwackenzone (unten) und Nördlichen Kalkalpen (oben).

Abb5

Abb. 5: Ammonit aus dem Steirischen Salzkammergut (Alter etwa 210 Millionen Jahre).

Abb6

Abb. 6: Versteinerte Koralle aus dem Grazer Bergland (Alter etwa 390 Millionen Jahre).

Weiter zu Teil 2

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.